Gebäudetyp-e

Die Bayerische Bauordnung schafft mit Erleichterungen der Abweichungs- und Experimentiermöglichkeiten die rechtlichen Grundlagen für mehr Spielraum beim Bauen. Dadurch wird das einfache, experimentelle und nachhaltige Bauen im Sinne von „Gebäudetyp-e“ gestärkt. In fast ganz Bayern laufen aktuell Pilotprojekte „Gebäudetyp-e“ zur Erprobung neuer Bau- und Wohnformen. Es nehmen Wohnungsbauunternehmen, aber auch Kommunen sowie der staatliche Hochbau teil. Die Teilnehmer der Pilotphase wollen beispielsweise durch vereinfachte Haustechnik, reduzierten Schallschutz oder alternative Baustoffe kostengünstige und ressourcenschonende Gebäude errichten.

Die Pilotprojekte werden wissenschaftlich begleitet. Die Begleitforschung analysiert und bewertet die Auswirkungen der innovativen und abweichenden Planungsansätze auf Kosten und Qualität der Gebäude. Ziel ist auch, die Wirksamkeit der bauordnungsrechtlichen Erleichterungen zu überprüfen und weitere Handlungsbedarfe zu identifizieren.

Zum Start der Pilotprojekte „Gebäudetyp-e“ fand am 15. Dezember 2023 eine Auftaktveranstaltung im Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr in München statt, bei der die Teilnehmer ihre Projekte und Ziele vorgestellt hatten.

Am 15. März 2023 trafen sich alle Teilnehmer zu einem ersten Workshop unter der Leitung von Frau Prof. Elisabeth Endres, TU Braunschweig, die die Pilotprojekte wissenschaftlich begleitet. Im Rahmen des Workshops boten die Vorträge von Frau Barbara Pampe, Vorständin der Montag-Stiftung Jugend und Gesellschaft, sowie von Frau Prof. Endres wertvolle Impulse. Frau Pampe präsentierte in Ihrem Vortrag das vielfältige Expertenwissen der Montag Stiftung zum Thema „Neue Standards im Schulbau“ (Startseite / Schulbau Open Source). Frau Prof. Endres beleuchtete in ihrem Impulsvortrag die Potentiale der Vereinfachung von Lüftungs- und Heizsystemen für Schulen und für Wohngebäude. Anhand von Beispielprojekten demonstrierte sie, wie sich durch eine gezielte Betrachtung und Abstimmung von Struktur und Technik Systeme vereinfachen und sowohl wirtschaftlich als auch energetisch optimieren lassen. Im Anschluss bot der Workshop den Teilnehmenden eine Plattform zum Austausch von Fachwissen und zur Diskussion zukünftiger Lösungsansätze. Dabei wurden die Themen in zwei Kategorien geteilt: Prozesse, Verfahren und Verträge sowie fachspezifische Themen. 

Im Fokus der Diskussion des zweiten Workshops am 04.07.2024 standen die erleichternden Regelungen der Bayer. Bauordnung (BayBO) zur Erprobung neuer Bau- und Wohnformen im Sinn von „Gebäudetyp-e“ sowie Befreiungsmöglichkeiten im Gebäudeenergiegesetz (GEG), die seitens des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr erläutert wurden. In Bezug auf das einfache Bauen wurden auch technische und energetische Fragestellungen der Wohnraumlüftung behandelt.

Frau Eckert-Gmell (IGEWO) berichtete über die Planung des Pilotprojekts mit sechs Wohnhäusern in Haunstetten mit hey!Architekten, bei dem Vereinfachungen der Haustechnik und Konstruktion unter anderem Auswirkungen auf den nach GEG erforderlichen Primärenergiebedarf und Energieeffizienzstandard haben. Sie zeigte einen möglichen Weg über Befreiungstatbestände des GEGs im Hinblick auf den Wirtschaftlichkeitsgrundsatz auf. Das Pilotprojekt „Das große kleine Haus“ stellte Herr Rainer Hofmann, Architekt und Bauherr seitens „bogevischs büro“, vor. Die anschließende Diskussion verdeutlichte die Komplexität, die mit dem innovativen Genossenschaftsbau mit gemischter Nutzung von Wohnen und Gewerbe einhergehen. Die Themen reichen hier von Fragen des Lärmschutzes im Quartier, über die Anforderungen zum Schallschutz der DIN 4109-1 zu konstruktiven Bauteilen bis hin zur Frage der Wiederverwendung von Bauteilen im Sinne der Ressourceneffizienz. Sowohl die TA-Lärm als auch die DIN 4109-1 identifizierten viele Vertreter der Pilotprojekte als Komplexitätstreiber im Bauen; beide Themen werden von der wissenschaftlichen Begleitung weiterverfolgt.

Mit Blick auf die aktuelle Diskussion im Bauwesen legte der Geschäftsführer der BayernHeim GmbH, Herr Büchele, in seinem Vortrag den Fokus auf die Kostenentwicklung im Wohnungsbau. Das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen gab einen kurzen Ausblick auf den Entwurf der „Leitlinie und Prozessempfehlung Gebäudetyp E“, die im nächsten Workshop vertieft behandelt wird.

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