Südostbayern als Wasserstoff-Modellregion – Testfahrt im Allgäu geplant

München, 3. Dezember 2019 (stmb). Ab Ende des Jahres 2024 sollen in Südostbayern Züge mit Wasserstoffantrieb fahren. Bayerns Verkehrsminister Dr. Hans Reichhart hat heute die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) beauftragt, im Vergabeverfahren für den Linienstern Mühldorf Wasserstoff als Antriebstechnik zu berücksichtigen.

Wasserstoffzug Coradia iLint
© BEG

Reichhart: „In Bayern sollen bald erste Wasserstoffzüge unterwegs sein. Wir wollen den Einsatz von Dieselzügen sukzessive reduzieren und auf Dauer sogar ganz durch innovative Antriebsarten ersetzen. Die Elektrifizierung hat sich bereits bewährt, das Potential von Wasserstoff wollen wir nun genauer untersuchen.“

Der Raum Mühldorf ist aus Sicht Reichharts besonders für eine Erprobung von Wasserstoff geeignet: „Bei der Chemieindustrie im Chemiedreieck fällt der sogenannte ‚braune Wasserstoff‘ als Abfallprodukt an. Diesen könnten wir kostensparend und ohne Effizienzverluste für die Züge einsetzen.“ Außerdem benötigen die Züge auf den Schienenstrecken rund um Mühldorf keine spezielle Neigetechnik. Diese ist bei Wasserstoffzügen noch nicht ausgereift, allerdings vor allem bei hügeligen Strecken notwendig, um Fahrzeit zu sparen und Anschlusszüge zuverlässig zu erreichen. „Hier muss sich die Wasserstofftechnik noch bewähren“, so Reichhart.

Ab Ende 2024 sollen Wasserstoffzüge in Bayern im Regelbetrieb fahren

Auch im Allgäu soll im nächsten Jahr eine Testfahrt stattfinden. „Wir wollen herausfinden, wie sich der Wasserstoffzug unter den speziellen Gegebenheiten der Bahnlinien im Allgäu mit seiner hügeligen Strecke verhält. Der Antrieb gefällt uns deshalb, weil Fahrgäste und Anwohner von sauberer Luft und leiseren Zügen gleichermaßen profitieren. Aber zuverlässige Züge und Anschlüsse sind mindestens genauso wichtig. Die Fahrgäste sollen keine Nachteile beim Fahrplan in Kauf nehmen müssen.“ In den nächsten Wochen soll festgelegt werden, wann und wo diese Testfahrt erfolgen wird. Bereits im Juli dieses Jahres hatte eine erste Testfahrt mit diesem innovativen Fahrzeug unter Fahrplanbedingungen zwischen Coburg und Bayreuth und retour stattgefunden.

Raum Mühldorf für Wasserstoffzüge besonders geeignet

Im Raum Mühldorf soll in weiteren Gesprächen festgelegt werden, bei welchen Strecken der erstmalige Einsatz von Wasserstoffzügen erfolgen soll. Grundsätzlich kommen die Strecken Mühldorf – Burghausen, Mühldorf – Passau und Mühldorf – Traunstein in Frage. Frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2020 startet das Vergabeverfahren, dann können sich Eisenbahnverkehrsunternehmen für die Strecken im Linienstern Mühldorf bewerben. Die Züge sollen ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2024 fahren.

In Zukunft will Verkehrsminister Reichhart bei jeder turnusmäßig anstehenden Neuvergabe von Verkehrsleistungen in bisherigen Dieselnetzen den Einsatz emissionsfreier Fahrzeuge mit innovativem Antrieb prüfen lassen. Dies betrifft insbesondere die Strecken, für die auf absehbare Zeit keine Elektrifizierung vorgesehen ist. Voraussetzung ist, dass sich die Fahrzeuge vorher im Rahmen von Pilotanwendungen über alle Jahreszeiten hinweg als zuverlässig und einsatzreif erwiesen haben.