Verkehrs- und Tarifverbünde
Gebietskörperschaften wie Gemeinden oder Landkreise beziehungsweise Verkehrsunternehmen können sich zu Verkehrs- und Tarifverbünden zusammenschließen. Die Verbünde haben das Ziel, den öffentlichen Personennahverkehr gemeinsam zu verbessern. Innerhalb der Verbünde werden Fahrpläne von Bus und Bahn bestmöglich aufeinander abgestimmt und Fahrscheine gegenseitig anerkannt. Ziel ist eine attraktive Verkehrserschließung in der Region. Die Bayerische Staatsregierung unterstützt daher die vollständige Abdeckung des Freistaats mit verkehrlich und wirtschaftlich sinnvollen Verkehrs- und Tarifverbünden aus Bus und Bahn. In Bayern spielen der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV), der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN), der Regensburger Verkehrsverbund (RVV), der Verkehrsverbund Großraum Ingolstadt (VGI), der Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund (AVV) und der Verkehrsverbund Mainfranken (VVM/NVM) in Würzburg eine hervorgehobene Rolle.
Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV)
Das U-Bahnnetz im MVV hat eine Gesamtlänge von über 103 Kilometern. Im Jahr 2021 wird der Spatenstich für die Verlängerung der U-Bahnlinie 6 vom Klinikum Großhadern nach Martinsried erfolgen. Die Tram Westtangente ist eines der wichtigsten Nahverkehrsprojekte Münchens. Nach aktueller Planung soll sie 2026 fertiggestellt werden. Das Straßenbahnnetz im MVV erstreckt sich auf eine Länge von rund 75 Kilometern. Das Netz der Münchner S-Bahn ist 442 Kilometer lang und befördert täglich über 800.000 Fahrgäste. Nach 40 Jahren stößt das S-Bahn-System an seine Kapazitätsgrenzen. Die Bayerische Staatsregierung hat daher Anfang 2010 ein Entwicklungskonzept für den Bahnknoten München beschlossen. Seit 2019 fördert die Bayerische Staatsregierung auch eine Grundlagenstudie von zehn Landkreisen und Städten zur möglichen Erweiterung des MVV. In einer ersten Welle sind zum 10. Dezember 2023 die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach, Rosenheim und die Stadt Rosenheim dem MVV beigetreten. Zum 1. Januar 2025 folgen die Landkreise Weilheim-Schongau und Landsberg a.Lech. Ermöglicht wurde dies auch dank des Förderprogramms zur Schaffung flächendeckender Verbundstrukturen, mit dem der Freistaat Verbunderweiterungen und -neugründungen in ganz Bayern finanziell unterstützt. Durch leistungsfähige Verkehrsverbünde wird der ÖPNV insgesamt attraktiver.
Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN)
Der VGN umfasst als flächenmäßig größter Verkehrsverbund Bayerns die Regierungsbezirke Oberfranken und Mittelfranken sowie Teile der angrenzenden Regierungsbezirke und somit nahezu den gesamten Kernbereich der Metropolregion Nürnberg. Seit seiner Gründung im Jahr 1987 wurde der VGN immer wieder erweitert, so beispielsweise im Jahr 2010 um Stadt und Landkreis Bamberg, Bayreuth und die Bahnhaltepunkte in den Landkreisen Haßberge und Kitzingen. Mit finanzieller Unterstützung durch das Förderprogramm zur Schaffung flächendeckender Verbundstrukturen des Freistaats sind zum 1. Januar 2024 die Landkreise Coburg, Hof, Kulmbach, Kronach, Wunsiedel, Tirschenreuth und die kreisfreien Städte Coburg und Hof dem VGN beigetreten. Auch der Bahnhof im Thüringischen Sonneberg ist seit dem 1. Januar 2024 Teil des VGN-Tarifgebiets. Die Kosten der Erweiterung um rund 600.000 Einwohner werden mit 28,2 Millionen Euro vom Freistaat Bayern gefördert. Fahrgäste profitieren auch dort von einem abgestimmten Angebot, attraktiven Verbundtarifen, einheitlichen Fahrgastinformationen und digitalem Ticketverkauf. Die Betriebsstreckenlänge der drei U-Bahnlinien beträgt 41 Kilometer und umfasst 48 U-Bahnhöfe. Im Jahr 2008 ist die U 2 auf automatisierten Betrieb umgestellt worden. Die U3 wurde im Nordwesten bis Nordwestring verlängert und ist seit 2017 in Betrieb. Im Südwesten wird sie bis Gebersdorf verlängert. Die Fertigstellung ist 2025 geplant. Die U3 wird dann zwischen Nordwestring und Gebersdorf auf einer ca. 11,6 km langen Strecke mit 16 Bahnhöfen automatisch verkehren.
Regensburger Verkehrsverbund (RVV)
Das RVV-Tarifgebiet umfasst neben der Stadt und dem Landkreis Regensburg auch die Nahverkehrsbahnen in der Region und Teile der Busverkehre in den angrenzenden Landkreisen. Die Bayerische Staatsregierung fördert aktuell eine Grundlagenstudie zur Erweiterung des RVV um weitere Kommunen. In der Studie soll die verkehrliche und wirtschaftliche Sinnhaftigkeit einer Verbunderweiterung und eine Fortentwicklung der Organisation des seit Jahrzehnten bestehenden RVV untersucht werden. Auch das RVV-Tarifsystem soll dabei reformiert werden.
Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund (AVV)
Der AVV umfasst den öffentlichen Personennahverkehr in der kreisfreien Stadt Augsburg, im Landkreis Augsburg, im Landkreis Aichach-Friedberg sowie im Altkreis Wertingen, der heute zum Landkreis Dillingen a.d. Donau gehört. Als wichtigstes Projekt im Bereich des AVV zählt der von der Stadt Augsburg unter dem Begriff „Mobilitätsdrehscheibe Augsburg“ (MDA) verfolgte Ausbau des Straßenbahnnetzes. Dieses umfasst aktuell 45,4 km. Im Bau befindet sich zurzeit vor allem die Verlängerung der Linie 3 nach Königsbrunn. Die Fertigstellung soll bereits Ende 2021 erfolgen. Allein durch diese Maßnahme werden fast 17 Mio. Autokilometer ersetzt und 3700 t CO2 eingespart. Aktuell lassen die Landkreise Donau-Ries und Dillingen a.d. Donau einen möglichen Beitritt zum AVV in einer staatlich geförderten Grundlagenstudie untersuchen.
Verkehrsverbund Mainfranken (VVM/NVM)
Im Raum Würzburg wurde 2004 mit der Gründung des Verkehrsunternehmens-Verbundes Mainfranken GmbH (VVM) sowie der Nahverkehr Würzburg-Mainfranken GmbH (NWM) der Grundstein für regionale Verbundstrukturen gelegt. Das Verbundgebiet umfasst seit 1. August 2013 die komplette Planungsregion 2 sowie die Schienenverbindungen bis Markt Bibart und Uffenheim einschließlich der dortigen Buszubringerlinien. Die Aufgabenträger des allgemeinen ÖPNV der Planungsregion 2 haben im Jahr 2019 die Nahverkehr Mainfranken GmbH (NVM) als neue Verbundgesellschaft gegründet. Zum 1. Januar 2025 wird auch der Verkehrsverbund Mainfranken mit finanzieller Unterstützung des Freistaats wachsen: mit dem Beitritt der Stadt Schweinfurt sowie den Landkreisen Schweinfurt, Bad Kissingen, Haßberge und Rhön-Grabfeld umfasst der Verbund dann auch die Planungsregion 3. . Das Straßenbahnnetz der Würzburger Stadtwerke hat insgesamt 5 Linien und eine Betriebsstreckenlänge von 41,8 Kilometern.
Verkehrsverbund Großraum Ingolstadt (VGI)
Der Zusammenschluss der drei Landkreise Eichstätt, Neuburg/Schrobenhausen, Pfaffenhofen und der Stadt Ingolstadt machte es möglich, dass seit September 2018 ein einheitlicher Tarif für alle Verkehrsmittel des ÖPNV in der Region gilt. Die gute Kooperation mit den bedienenden Verkehrsunternehmen und die politischen Weichenstellungen waren die Voraussetzungen, dass mit einem Fahrschein die Linienbusse der verschiedenen Busunternehmen und die Züge der drei Eisenbahnverkehrsunternehmen genutzt werden können.