Mobilität nach Corona
München, 2. Juni 2021 (stmb). Bus und Bahn, Auto und Fahrrad in Zeiten von Corona: Welchen Einfluss die Pandemie auf unsere Mobilität im Alltag hat und wie sich das auf die Nutzung verschiedener Verkehrsmittel auswirkt, damit hat sich eine Befragung im Auftrag des Bayerischen Verkehrsministeriums befasst.
Die Ergebnisse hat Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer heute vorgestellt: „Corona ändert nachhaltig die Art und Weise, wie wir unterwegs sind. Deswegen ist es klug und vorausschauend, nicht ein Verkehrsmittel gegen das andere auszuspielen, sondern auf Wahlfreiheit zu setzen. In Bayern tun wir genau das: Wir verbessern den ÖPNV weiter und schaffen gleichzeitig bedarfsgerechte Angebote für diejenigen, die mit Auto oder Fahrrad fahren. Entscheidend ist, dass wir die Lebenswirklichkeit der Menschen in Bayern ernst nehmen. Die Studienergebnisse geben uns Rückenwind für unsere nachhaltige Verkehrspolitik.“
Die Studie belegt: Durch die Pandemie hat sich die Mobilität der Befragten unabhängig vom Verkehrsmittel insgesamt verringert, da viele Wege weggefallen sind. Den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) hat laut Studie etwa ein Drittel (32 - 35%) der Befragten weniger genutzt, bei den Stammkunden ist es ein Minus von rund der Hälfte (43 – 64%). Ministerin Schreyer: „Der ÖPNV ist sicher! Wir haben viele Maßnahmen ergriffen, um Ansteckungen zu verhindern. Aktuell sehen wir zwar noch eine Zurückhaltung bei den Menschen, Bus und Bahn so zu nutzen, wie sie es vor Corona getan haben.“
Befragung von 1.500 Bayerinnen und Bayern
Gut zwei Drittel der Befragten geben an, den ÖPNV in Zukunft wieder genauso oft oder sogar häufiger nutzen zu wollen. 57% der Befragten wollen in Zukunft im ÖPNV aber dauerhaft mehr auf Abstand zu anderen Fahrgästen achten. 43% können sich auch vorstellen, die Stoßzeiten zu meiden und zu anderen Zeiten unterwegs zu sein. Ministerin Schreyer: „Dazu brauchen wir vor allem eine gute Infrastruktur und passgenaue Angebote beim Takt. Denn wir wollen ja nicht nur zu den bisherigen Passagierzahlen zurück, sondern noch mehr Menschen für den ÖPNV begeistern. Deswegen haben den klaren Auftrag, den Menschen, die mit Bus und Bahn unterwegs sein wollen, ein sehr gutes Angebot zu machen. Dazu kommt dann die Frage der Kosten. Genau das spiegelt sich auch in der Studie wider.“
Vom ÖPNV erwarten die Befragten günstige Fahrpreise (80%), attraktive Verbindungen und verkürzte Reisezeiten (79%), die Umsetzung von Hygienekonzepten und Abstandsregeln (77 bzw. 72%) und flexible und individuelle Tarife (71%). Ministerin Schreyer: „Wir nehmen die Wünsche der Menschen ernst und verfolgen unser Engagement in genau diesen Bereichen weiter. So nehmen wir auch den Klimaschutz ernst und verknüpfen unsere Themen klug mit der Ökologie. Wir setzen auf kluge digitale Lösungen und starten das Projekt „Ein Klick – ein Ticket“. Damit schaffen wir einen Landestarif für überregionale Verbindungen, buchbar per Smartphone und gültig für alle Verkehrsmittel und Regionen Bayerns.“
Bis Sommer 2022 entwickelt das Verkehrsministerium eine umfassende Strategie zur Stärkung und Weiterentwicklung des ÖPNV. „Wir schaffen ein besseres Angebot, indem wir zum Beispiel in Nürnberg und München den Bahnbetrieb massiv ausbauen und den Takt verdichten. Besonders wichtig sind hier die Außenäste der S-Bahn. Im ländlichen Raum fördern wir bedarfsorientierte Angebote wie das Ruftaxi und richten so genannte „landesbedeutsame Buslinien“ ein, die durch neue tangentiale Querverbindungen Bahnhalte miteinander verbinden und so die Mobilität der Menschen deutlich verbessern“, so Ministerin Schreyer. „Die Fahrpreise haben wir im Blick, indem wir das 365-Euro-Ticket gestartet haben. Bereits jetzt profitieren davon fast eine Million junge Menschen in Bayern. Die Studie belegt, dass wir damit genau richtig gehandelt haben. Gerade im Zuge von Corona ist jemand, der vielleicht in Kurzarbeit geht oder arbeitslos ist, froh, wenn sein Kind für 365 Euro im Jahr fahren kann.“
Stärkere Nutzung von Auto und Fahrrad, aber viele wollen wieder mehr mit dem ÖPNV unterwegs sein
Gewinner der veränderten Mobilität in Zeiten von Corona sind laut Studie das Zufußgehen und der Radverkehr, besonders bei jüngeren Menschen und Bewohnern von Großstädten. Etwa ein Fünftel der Befragten wollen auch in Zukunft häufiger zu Fuß unterwegs sein und mehr mit dem Fahrrad fahren. „Rund die Hälfte alle Strecken, die wir zurücklegen, sind kürzer als fünf Kilometer“, so Ministerin Schreyer. „Wir schaffen deswegen noch mehr Anreize, damit Fahrradfahrer gut und sicher unterwegs sein können. Wir investieren in unserem Radwegebauprogramm in den Jahren 2020 bis 2024 insgesamt 200 Millionen Euro. Ich freue mich, wenn wir durch Corona ein Stück gesundheitsbewusster werden und das Verkehrsmittel Fahrrad mehr nutzen.“
Die Studie „Verkehrsverhalten nach Corona“ hat das infas Institut für angewandte Sozialwissenschaften im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr erstellt. Dafür wurden 1.554 Menschen ab 18 Jahren in Bayern zu Veränderungen im Mobilitätsverhalten und ihren die Erwartungen an die Alltagsmobilität in einer Zeit nach der Corona-Pandemie befragt. Die Interviews haben als Online-Befragung im April 2021 stattgefunden.