Gute Perspektiven für Reaktivierung der Bahnstrecke nach Lohr Stadt

München, 21.02.2022

Ausreichendes Fahrgastpotenzial zwischen Lohr Bahnhof und Lohr Stadt

  • Fahrgastpotenzial von 1.560 Personenkilometern pro Kilometer Strecke
  • Erstes von vier Kriterien für Wiederaufnahme des Personenverkehrs erfüllt
  • Im nächsten Schritt ist Infrastrukturbetreiber am Zug

 

Eine mögliche Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Lohr Bahnhof und Lohr Stadt hat die erste Hürde genommen: Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die im Auftrag des Freistaats den Regional- und S-Bahn-Verkehr plant, finanziert und kontrolliert, hat die Ergebnisse einer Fahrgast-Potenzialanalyse für die rund zwei Kilometer lange Strecke veröffentlicht. Die Prognose weist ein Nachfragepotenzial von 1.560 Personenkilometern pro Kilometer Streckenlänge aus. „Das ist ein sehr deutliches Ergebnis und ein sehr positives für die Menschen in der Region“, sagt Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer. „Aus Sicht der Staatsregierung sind Regionalzüge auf der Strecke damit sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll. Und ich bin zuversichtlich, dass wir damit zügig vorankommen. Denn auch ansonsten sind die Bedingungen in Lohr für eine Reaktivierung vergleichsweise günstig.“

Die Strecke nach Lohr Stadt erfüllt damit das erste von vier Kriterien, um Bahnstrecken für den Regionalverkehr zu reaktivieren: Der Schwellenwert von 1.000 Personenkilometern pro Kilometer Streckenlänge wird erreicht. Die weiteren Kriterien der Staatsregierung für eine Reaktivierung lauten:

1. Die Infrastruktur wird ohne Zuschuss des Freistaats in einen Zustand versetzt, der einen attraktiven Zugverkehr ermöglicht.

2. Ein Eisenbahninfrastrukturunternehmen ist bereit, die Strecke und die Stationen dauerhaft zu betreiben und berechnet hierfür Infrastrukturkosten, die das Niveau vergleichbarer Infrastruktur der Deutschen Bahn nicht übersteigen.

3. Die Aufgabenträger für den öffentlichen Personennahverkehr, in diesem Fall der Landkreis Main-Spessart, müssen sich vertraglich verpflichten, ein mit dem Freistaat Bayern abgestimmtes Buskonzept im Bereich der Reaktivierungsstrecke umzusetzen.

„Wir werden die Strecke nach Lohr Stadt im geplanten Gutachten zur Regio-S-Bahn-Mainfranken berücksichtigen. Wenn die übrigen Reaktivierungskriterien erfüllt werden und die Finanzierbarkeit von Infrastruktur und Betrieb gegeben ist, kann Lohr Stadt von früh morgens bis spät abends mindestens im Stundentakt bedient werden“, sagt Thomas Prechtl, Sprecher der Geschäftsführung der BEG. Die Lage der Station ist nahezu ideal, sowohl für den Berufs- als auch den Schüler- und Freizeitverkehr: Die charmante Altstadt von Lohr ist in wenigen Schritten erreichbar und damit zahlreiche Geschäfte, Restaurants, Ärzte und Freizeiteinrichtungen. Außerdem befinden sich im direkten Einzugsbereich viele Arbeitsplätze, mehrere Schulen und zwei Krankenhäuser.

Als Basis für die Berechnung des Fahrgastpotenzials hat die BEG folgendes Betriebskonzept entwickelt: Die heutige RB-Linie 53 Bamberg – Würzburg – Gemünden – Jossa – Schlüchtern wird ab Gemünden geändert und führt stattdessen über Lohr-Bahnhof bis zum Endpunkt Lohr Stadt. Damit hätte der neue Halt eine stündliche direkte umsteigefreie Verbindung nach Gemünden, Würzburg und Bamberg. In Würzburg würde dann direkter Anschluss an die ICEs in Richtung Hamburg und München bestehen. In Lohr Bahnhof soll es zudem abgestimmte Umsteigemöglichkeiten zu Zügen in Richtung Aschaffenburg und Frankfurt geben. Die Strecke von Gemünden über Jossa nach Schlüchtern würde dann mit einer separaten Linie mindestens in heutigem Umfang bedient.

Die Berechnung des Nachfragepotenzials der Strecke Lohr Bahnhof – Lohr Stadt erfolgte gemäß des standardisierten BEG-Prognosemodells. Berücksichtigt wurden auch die vom Landkreis Main-Spessart übermittelten Schülerzahlen.