Städtebaulicher Denkmalschutz: Erhalt und Weiterentwicklung des baukulturellen Erbes
Das Programm Städtebaulicher Denkmalschutz gibt es seit 2009 auch in Bayern, wenngleich hier die Städte und Gemeinden bereits auf eine langjährige und erfolgreiche Sanierungsarbeit zurückblicken.
Denn es ist in den letzten 40 Jahren durch kontinuierliche Investitionen gelungen, zahlreiche historische Stadt- und Ortskerne als attraktive Anziehungspunkte und Aufenthaltsorte zu bewahren und weiterzuentwickeln. Die Dichte herausragender Ensembles ist in Bayern enorm hoch, die gewachsenen Zentren sind baukulturelle Kostbarkeiten, die sich über Jahrhunderte entwickelt haben. Ziel der Maßnahmen des Städtebaulichen Denkmalschutzes in Bayern ist es, diese städtebaulichen Qualitäten der historischen Städte, Märkte und Gemeinden zu sichern und sie auch weiterhin behutsam an aktuelle Lebensformen anzupassen.
Um das städtebauliche Erbe zu erhalten und abzusehende Entwicklungen aufzugreifen, stehen im Programm Städtebaulicher Denkmalschutz in Bayern derzeit folgende Handlungsfelder bei der Programmumsetzung besonders im Mittelpunkt:
Ausschöpfung des historischen Potentials zur Erhaltung der Nutzungsvielfalt
Ein attraktives Zentrum lebt von seinem Erscheinungsbild und der Nutzungsvielfalt. Die traditionelle Kleinteiligkeit der Flächen im historischen Bestand sollte daher als Alleinstellungsmerkmal für den Einzelhandel genutzt werden. Ein wesentlicher Motor zum Erhalt der Zentren mit den erwünschten unterschiedlichen Nutzungen ist das Wohnen. Lange fehlte dafür die notwendige Wertschätzung. Doch das Ansehen historischer Ortskerne steigt zunehmend, auch wenn mancherorts immer noch historische Altbauten durch gesichtslose Neubauten ersetzt oder unsensibel modernisiert werden. Der bauliche Bestand in den Zentren bietet mit seinen besonderen Qualitäten und der Nähe zur Infrastruktur sowohl für Familien mit Kindern als auch für Senioren wieder eine echte Alternative zu Häusern am Ortsrand. Diese Potentiale gilt es herauszustellen und zu unterstützen.
Barrierefreie Gestaltung des öffentlichen Raums
Charakteristische Merkmale der Altstädte und Ortszentren sind neben der historischen Bausubstanz vor allem die erhaltene Siedlungsstruktur. Ein gut gestalteter öffentlicher Raum trägt wesentlich zur Lebensqualität sowie zur Attraktivität eines Ortes bei. Ziel ist es daher, die Straßen und Plätze als Mittelpunkte des öffentlichen Lebens für alle Generationen, unabhängig von Alter oder gesundheitlicher Einschränkungen, nutzbar zu gestalten. Dabei sind die Anforderungen an Barrierefreiheit und die Vorgaben des historischen Bestandes in Einklang zu bringen.
Energetische Sanierung und Umnutzung erhaltenswerter Gebäude
Denkmalgeschützte und ortsbildprägende Bauten lassen sich langfristig nur erhalten, wenn sie genutzt werden. Entscheidend ist, attraktive Nutzungen mit passgenauen Konzepten für das jeweilige Gebäude oder Ensemble zu entwickeln. Die Sanierung des Gebäudebestands unter energetischen Gesichtspunkten erfordert dabei auch baukulturelle Verantwortung. Insbesondere bei Einzeldenkmälern oder Gebäuden, die unter Ensembleschutz stehen, ist die Aufgabe anspruchsvoll. Dabei gilt es zum Beispiel, gestalterisch ansprechende Lösungen zu finden, die Alternativen zum reinen Verkleiden der Gebäudehülle mit Wärmedämmplatten bieten.
Klimaorientierte Energieversorgung historischer Quartiere
Mit der Umsetzung der Energiewende stehen die bayerischen Kommunen vor einer gewaltigen Herausforderung, die neue Ideen und Lösungen für historische Quartiere erfordert. Insbesondere im historischen Altbaubestand ist die alternative Energieversorgung neben der energetischen Sanierung von entscheidender Bedeutung. Im Gegensatz zu Neubaugebieten, bei denen der Wärmeenergiebedarf den aktuellen Anforderungen entsprechend gering ist, kann ein Nahwärmenetz in historischen Altbauvierteln ein bedeutender ökologischer Beitrag zur Energieeffizienz sein. In einigen Kommunen in Bayern wurden bereits beispielhafte Nahwärmekonzepte erstellt, die sich in vielfältiger Weise mit den Themen von Energieeffizienz und Klimaschutz auseinandersetzen.
Angestrebtes Ziel ist es jeweils, den gesamten Gebäudebestand im Altort an ein Nahwärmenetz mit Blockheizkraftwerk anzuschließen, das mit alternativen Energiequellen aus der Region betrieben wird. Unproblematisch und ohne großen finanziellen Aufwand ist die Umstellung für die Anwesen möglich, die bereits eine zentrale Warmwasserheizung haben. Viele Altbauten in historischen Bereichen sind jedoch noch mit Nachtspeicherheizungen oder Einzelöfen ausgestattet. Hier liegt großes Potential zur Einsparung, das durch quartiersbezogene Energieleitpläne, individuelle Energieberatung oder durch eine Pauschalförderung im Rahmen eines kommunalen Förderprogramms unterstützt werden kann.