Zwei neue Bahnhaltepunkte im Allgäu möglich

Allgäu/München, 05.10.2023

Nach Wirtschaftlichkeitsnachweis: Freistaat möchte neue Stationen Aitrang und Kempten-Ludwigshöhe realisieren

  • Volkswirtschaftlicher Nutzen für beide Halte nachgewiesen
  • Planungsauftrag für Aitrang soll zeitnah erteilt werden
  • Neues Neigetechnikfahrzeug schafft auch Perspektive für Kempten-Ludwigshöhe

 

Die neuen Haltepunkte Aitrang und Kempten-Ludwigshöhe an der Bahnstrecke Kempten – Kaufbeuren sind beide volkswirtschaftlich sinnvoll. Dies ist das Ergebnis einer Nutzen-Kosten-Untersuchung mit den neuen Vorgaben der standardisierten Bewertung, die von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) durchgeführt wurde. Sie plant, kontrolliert und finanziert im Auftrag des Freistaats den Regional- und S-Bahn-Verkehr in Bayern. Zudem hat der Freistaat beschlossen, auf der Regionalexpress-Linie 79 von Kempten über Kaufbeuren nach Buchloe künftig Neigetechnik-Fahrzeuge einzusetzen. Der dadurch gewonnenen Zeitpuffer soll genutzt werden, um beide zusätzliche Halte zu bedienen. Vor diesem Hintergrund hat Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter heute angekündigt: „Der Freistaat wird jetzt in Vorleistung gehen und möchte die Deutsche Bahn mit den Planungen beauftragen. Das ist ein Durchbruch auf dem Weg zu einem noch attraktiveren Bahnangebot im Allgäu und zeigt einmal mehr, dass die Entscheidung zur Entwicklung eines neuen Neigetechnik-Fahrzeugs richtig war.“

Einer der beiden neuen Haltepunkte könnte bereits mit dem heutigen Fahrzeugeinsatz bedient werden. In Abstimmung mit der Region sollen im ersten Schritt die Planungen für den neuen Haltepunkt Aitrang beauftragt werden.

Die zusätzliche Bedienung von Kempten-Ludwigshöhe wird ab voraussichtlich 2032 möglich sein, wenn das neue Neigetechnik-Fahrzeug bei allen Fahrten zum Einsatz kommt. Bereits ab Dezember 2029 sollen die heutigen Dieselfahrzeuge schrittweise durch klimafreundliche und barrierefreie Neufahrzeuge mit Neigetechnik ersetzt werden. Angesichts des zeitlichen Vorlaufs wurde vereinbart, die Planungen für den Halt Kempten-Ludwigshöhe zu starten, wenn die Fahrplanstudie für das Oberallgäu abgeschlossen ist und die Integrationsmöglichkeit in das neue Fahrplankonzept bestätigt. Dies ist für 2024 geplant. Die Studie werden der Landkreis Oberallgäu und die BEG in Kürze gemeinsam in Auftrag geben. Sie soll das künftige Fahrplanangebot auf der Achse Kempten – Oberstdorf gesamthaft betrachten.

„Ich freue mich sehr, dass es nun für beide neue Haltepunkte eine Realisierungsperspektive gibt“, sagt Stefan Bosse, Vorsitzender des Regionalen Planungsverbands Allgäu. „Für unsere Region hat der neue Haltepunkt in Aitrang die erste Priorität, weil er einen sehr großen Einzugsradius hat und sich die Gemeinde bereits seit mehr als 15 Jahren für die Wiedereröffnung ihres Bahnhalts einsetzt. Dass es nun auch für Kempten-Ludwigshöhe eine Perspektive gibt, ist äußerst positiv.“

Maria Rita Zinnecker, Landrätin des Landkreises Ostallgäu: „Für diesen Bahnhalt hat der Landkreis seit 1985 gekämpft. Ich freue mich sehr für die vielen Menschen, die von diesem Halt profitieren werden. Es ist ein ganz wichtiges Signal, dass der ÖPNV wieder näher zu den Bürgern kommt.“

Thomas Kiechle, Oberbürgermeister von Kempten: „Ich freue mich sehr über diesen zusätzlichen Bahnhalt Kempten-Ludwigshöhe. Er schafft kurze Wege und führt für viele Kemptenerinnen und Kemptener zu einer Verbesserung der Bahnanbindung.“

Der Freistaat strebt für die Haltepunkte eine Bundesförderung aus Mitteln des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) an. Voraussetzung hierfür ist neben dem Nachweis des volkswirtschaftlichen Nutzens eine fertige Planung.

Die bisherigen Bemühungen zur Einrichtung zusätzlicher Halte zwischen Kempten und Kaufbeuren waren daran gescheitert, dass für den Standort Aitrang nach den vorherigen Vorgaben der standardisierten Bewertung kein auskömmliches Nutzen-Kosten-Verhältnis ermittelt werden konnte. Zudem bestand mit den bislang eingesetzten Dieselfahrzeugen keine Perspektive, beide gewünschte Halte zu bedienen.