Flughafen-Express kein realistisches Szenario
München, 29.03.2023Verkehrsminister Christian Bernreiter: "Bund lenkt mit Luftnummer Flughafen-Express von eigener Entscheidungsschwäche ab"
- Bestehende Trasse der S1 zum Münchner Flughafen voll ausgelastet
- Verbesserung der Schienenanbindung des Flughafens läuft bereits
- Bernreiter: Neuer Anlauf für Paralleltrasse zur S1
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter kritisiert die Forderung des Bundesverkehrsministeriums nach einem Flughafen-Express auf der Strecke Richtung Freising: „Der Bund weigert sich beharrlich, eine Parallelstrecke zur S1, die tatsächlich eine schnelle Verbindung zum Münchner Flughafen aber auch wichtige Verbesserungen Richtung Landshut und Ingolstadt schaffen könnte, in die Bundesverkehrswegeplanung aufzunehmen. Gleichzeitig greift das Bundesverkehrsministerium in die Mottenkiste und zieht eine Machbarkeitsstudie von 1997 als vermeintliche Lösung hervor. Hätte sich der zuständige Beauftragte der Bundesregierung für den Schienenverkehr die Zeit genommen, den Staub vom Dokument zu pusten, hätte er erkannt, dass es auf der Linie der S1 keine Möglichkeit für zusätzliche Express-Züge gibt. Das hat erst kürzlich ein Mitarbeiter der Bahn in unserem Dialogforum ‚Bahnausbau Region München‘ bestätigt.“
Die tatsächliche Verbesserung der Schienenanbindung des Flughafens München läuft bereits auch Hochtouren: Bereits Ende 2018 konnte die Neufahrner Kurve nach Investitionen in Höhe von rund 100 Millionen Euro in Betrieb genommen werden. Seither rollt der Überregionale Flughafen-Express (ÜFEX) aus Nordostbayern direkt zum Flughafen München. 115 Millionen Euro investierte der Flughafen zuletzt in den Bau eines Bahntunnels auf dem Flughafengelände, durch den künftig die Bahnverbindung Richtung Osten laufen wird und der im letzten Jahr im Rohbau fertiggestellt werden konnte. Im Winter erfolgte der Spatenstich für die Verlängerung der Strecke Richtung Osten im Abschnitt Flughafen bis Schwaigerloh inklusive einer neuen Wende- und Abstellanlage. Mit der Unterzeichnung des Realisierungs- und Finanzierungsvertrages sind außerdem die Weichen für den Bau der wichtigen Infrastrukturmaßnahme „Überwerfungsbauwerk Flughafen München West“ gestellt. Durch dieses Projekt, das auch den Bau eines elektronischen Stellwerkes beinhaltet, sind Zugfahrten der S1, des ÜFEX und der S8 auf den beiden dort zusammenlaufenden Strecken künftig ohne gegenseitige Behinderung möglich. So wird die Betriebsqualität verbessert und zusätzliche Mobilitätsangebote vom und zum Flughafen werden ermöglicht.
Bernreiter kündigt darüber hinaus einen weiteren Vorstoß in Sachen Paralleltrasse zur S1 an: „Wenn es dem Bund mit einer schnelleren Anbindung des Flughafens München auf der Schiene ernst ist, dann kann er das bald beweisen. Wir werden einen neuen Vorstoß dafür machen, dass dieses wichtige Projekt vom Bund schnellstmöglich in seinen Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wird. Mit ein paar ‚kleinen Verbesserungen‘ auf der bestehenden Trasse der S1 ist es nicht getan und das weiß der Bund auch.“ In dem im Jahr 2022 vorgestellten Vier-Stufen-Konzept des Freistaats zur weiteren Verbesserung der überregionalen Flughafenanbindung sind in der Zielstufe nicht nur attraktive Direktverbindungen im Nahverkehr vorgesehen, sondern auch ein direkter ICE-Anschluss. Hierfür bedarf es einer Neubaustrecke von München nach Ingolstadt mit Anbindung des Flughafens und der Strecke nach Landshut und eines zweiten Flughafenbahnhofs. Diese für einen zukunftsfähigen Bahnverkehr in Bayern und darüber hinaus nötigen Infrastrukturausbauten muss der Bund zunächst in seine Bundesverkehrswegeplanung integrieren. Bernreiter weißt erneut darauf hin: „Auch, wenn es der Bund nicht wahrhaben will, die originäre Zuständigkeit für den Ausbau der bundeseigenen Schieneninfrastruktur liegt laut Grundgesetz nun mal beim ihm.“