Dieselbetrieb im Schienenpersonennahverkehr soll enden
Neuenmarkt/München, 20.09.2024Künftig Akku-Züge in Oberfranken
- Gutachten empfiehlt Umstellung von zehn Regionalbahnlinien auf Akku-Betrieb
- Investitionen von gut 100 Millionen Euro für Nachlademöglichkeiten erforderlich
- Freistaat will DB InfraGO mit Planungen beauftragen
Die zehn Linien des Netzes „Regionalverkehr Oberfranken“ sollen ab Dezember 2035 mit Akku-Zügen bedient werden. Das hat Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter heute mitgeteilt: „Für die Regionalbahnlinien in Oberfranken und in der nördlichen Oberpfalz ist der Akku-Betrieb die beste Lösung, um den bisherigen Dieselbetrieb zu beenden. Viele Linien berühren bereits heute das elektrifizierte Streckennetz. Mit der Elektrifizierung weiterer Teilstrecken und dem Bau von Nachlademöglichkeiten wollen wir den Einsatz von Akku-Zügen auf allen Linien ermöglichen.“
Der Landkreis Kulmbach hatte mit Förderung des Freistaats und des Bundes das renommierte Schweizer Ingenieurbüro Enotrac AG im Frühjahr 2023 mit der Prüfung beauftragt, wie die Umstellung des Schienenpersonennahverkehrs auf klimafreundliche Antriebe erfolgen könnte. Die Ergebnisse des Gutachtens wurden heute im Rahmen des bundesweiten Tags der Schiene in Neuenmarkt vorgestellt.
Der Freistaat möchte nun die DB InfraGO AG als Streckenbetreiberin mit einer Planung der Infrastrukturausbauten für den Akku-Betrieb beauftragen. Vom Gutachter sind diese Maßnahmen mit insgesamt gut 100 Millionen Euro beziffert worden. Erforderlich sind eine Elektrifizierung der Streckenabschnitte von Oberkotzau bis Rehau sowie von Kirchenlaibach über Bayreuth und Neuenmarkt-Wirsberg nach Marktschorgast und Untersteinach mit einer Gesamtlänge von rund 62 Kilometern. Darüber hinaus sollen in Bad Steben, Münchberg und Weiden Nachladestationen entstehen sowie die von den Zügen in Richtung Ebermannstadt genutzten Gleise im Bahnhof Forchheim elektrifiziert werden. Mit der fertigen Planung soll dann eine Bundesförderung aus Mitteln des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) beantragt werden.
Die Umstellung auf Akku-Züge soll im Dezember 2035 erfolgen. Zu diesem Zeitpunkt läuft der aktuelle Vertrag mit agilis über die Bedienung mit den heutigen Diesel-Zügen aus. Folgende Linien sollen künftig mit Akku-Zügen befahren werden:
- RB 18 Coburg – Bad Rodach
- RB 22 Forchheim – Ebermannstadt
- RB 24 Coburg – Lichtenfels – Bayreuth
- RB 26 Bamberg – Ebern
- RB 34 Weidenberg – Bayreuth – Weiden
- RB 95 Hof – Cheb (CZ) – Marktredwitz
- RB 96 Hof-Neuhof / Gutenfürst – Selb Stadt
- RB 97 Bayreuth – Marktredwitz – Hof – Bad Steben
- RB 98 Helmbrechts – Münchberg – Hof
- RB 99 Hof-Neuhof – Neuenmarkt-Wirsberg
„Die Entscheidung für den Einsatz innovativer Akku-Züge und die damit verbundenen Investitionen in den Bahnstandort Oberfranken sind gute Nachrichten für unsere Region“, freut sich Dr. Oliver Bär, Landrat des Landkreises Hof und Vorsitzender der Planungsregion Oberfranken Ost.
Klaus Peter Söllner, Landrat des Landkreises Kulmbach ergänzt: „In enger Abstimmung zwischen dem Bund, dem Freistaat Bayern und der Region ist es gelungen, ein überzeugendes Konzept für den Abschied vom Dieselverkehr zu erstellen. Im Namen der Interessensgemeinschaft Elektrifizierung Oberfranken-Achse haben wir seitens des Landkreises Kulmbach als Initiator und Auftraggeber in Kooperation mit der Geschäftsstelle Bahnelektrifizierung maßgeblich daran mitgewirkt.“
Das Gutachten wird nach Freigabe des Schlussberichts im Internet veröffentlicht. Es hat auch untersucht, welche Infrastrukturausbauten für den Einsatz des neuen Neigetechnikfahrzeugs auf den hierfür vorgesehenen Linien erforderlich sind. Da das Fahrzeug auch im Allgäu zum Einsatz kommen soll, müssen vor der Entscheidung von Folgeschritten jedoch noch die Ergebnisse des dortigen Gutachtens abgewartet werden.
Akku-Züge nutzen Abschnitte mit Oberleitung, um den Antriebs-Akku aufzuladen. Anschließend können nicht elektrifizierte Strecken elektrisch mit Strom aus dem Akku befahren werden. Die Staatsregierung hat in ihrer Bayerischen Elektromobilitäts-Strategie Schiene (BESS) festgelegt, dass bis zum Jahr 2040 im Freistaat sukzessive alle noch fahrenden Dieselfahrzeuge im Schienenpersonennahverkehr durch lokal emissionsfreie Züge ersetzt werden.
„Im Gegensatz zur Bundesregierung halten wir unser Wort“, macht Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter abschließend deutlich. Er fordert erneut, die Elektrifizierungsprojekte des Bundesverkehrswegeplans zügig umzusetzen: „Der Bund muss nun die Handbremse lösen und den Planungsstopp bei der Franken-Sachsen-Magistrale aufheben. Denn die Studie hat gezeigt: Wer die Dekarbonisierung des Schienenverkehrs will, kommt um die Elektrifizierung wichtiger Hauptachsen nicht herum“.